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Trauer und Verlust eines Tieres

von Margaret Muns DVM

TRAUER BEIM VERLUST EINES TIERES

Trauer ist die normale Reaktion bei jedem wichtigem Verlust im Leben. Sie tritt ein, gleichgültig ob der Tod das Resultat einer langen Krankheit oder eines plötzlichen Unfalls war. Trauernde Menschen erleben sowohl physische als auch seelische Traumata während sie versuchen, mit der großen Veränderung ihres Lebens zurechtzukommen, die dieser Verlust mit sich bringt.

Psychologen haben schon lange erkannt dass die Trauer die Tierhalter erleiden, nachdem ihr Tier gestorben ist, genau die gleiche ist wie die nach dem Verlust eines Menschen. Der Tod eines Tieres ist gleichbedeutend mit dem Verlust einer nicht-beurteilenden Quelle der Liebe. Für den Tierhalter gibt es nun nichts mehr zu pflegen und zu versorgen. Außerdem verliert der Besitzer seinen Kontakt zu der „natürlichen Welt“. Diese Gefühle können besonders stark bei Älteren, Singles und kinderlosen Paaren auftreten (für welche das Tier auch eine Art Kindesersatz darstellt).

DIE STADIEN DER TRAUER

Nun ist die Trauer kein festgelegtes Geschehen, dass in feste Kategorien eingeteilt werden kann. Die Trauer ist eher ein fortschreitender Prozess, den jeder anders erlebt. Jedoch kann es dem Trauernden helfen, die Trauer in „Stufen“ einzuteilen, um ihre Erfahrungen und Gefühle als normal   zu verstehen. Manche Leute werden schnell alle Stufen durchschreiten, während andere in einer bestimmten Phase fest zu stecken scheinen. Kurz gesagt, äußern sich die Phasen der Trauer folgendermaßen:

1. SCHOCK UND ABSTREITEN

Die Wirklichkeit des Todes wurde noch nicht vom Betroffenen akzeptiert. Er oder sie fühlt sich betäubt und verwirrt, als ob all „unwirklich“sei.

2. WUT

Die trauernde Person hadert mit der Familie, Freunden, sich selbst, Gott, dem Tierarzt oder der Welt im Allgemeinen. Gefühle der Schuld oder Furcht treten in dieser Phase auch oft zu auf.

3. FEILSCHEN

In dieser Phase versucht der Trauernde, entweder mit Gott, dem Tierarzt oder der Kirche einen Handel einzugehen. Aussagen wie „Ich werde jeden Tag zur Kirche gehen, wenn nur mein Tier wieder zurück zu mir kommt“ sind häufig zu beobachten.

4. DEPRESSION

Die Depression tritt als Reaktion auf das durch den Verlust veränderte Leben auf. Die Verlust tragende Person fühlt sich sehr traurig, hoffnungslos, ausgelaugt und hilflos. Das Tier wird vermisst und ist Kern aller Gedanken.

5. AKZEPTANZ

Die Akzeptanz tritt dann ein, wenn die Veränderungen für die Person als Teil einer neuen Lebensführung begriffen werden.

Die Tiefe und Intensität der Trauer hängt von vielen Faktoren ab. Das Alter des Besitzers, äußere Umstände des Todes sowie das Verhältnis des Tiers zum Besitzer und zu anderen Familienmitgliedern spielen eine wichtige Rolle. Der kürzliche Verlust eines wichtigen Menschen im Leben des Besitzers kann die Verarbeitung des Todes ebenfalls beeinflussen. Manchmal wird erst der Tod eines Tieres den Besitzer dazu befähigen, den Verlust eines Menschen zu betrauern, den er bisher nicht akzeptieren konnte.

VERLUST EINES TIERES UND KINDER

Viele Menschen erkennen nicht, wie traumatisch und verwirrend der Tod für ein Kind sein kann. Obwohl Kinder eher kürzer trauern, ist ihr Verlust nicht weniger schwerwiegend wie der eines Erwachsenen. Auch tendieren Kinder dazu, das Thema immer wieder aufzugreifen, daher ist im Umgang mit dem trauernden Kind viel Geduld gefragt. Hier ein paar Hinweise, um dem trauernden Kind zu helfen:

1. Dem Kind Gelegenheit geben, die Trauer zu verarbeiten.

-        Den Lehrer vom Tod des Tieres in Kenntnis setzen

-        Das Kind ermutigen, frei über das Tier zu reden

-        Dem Kind viele Umarmungen und Zuversicht schenken

-        Offen über den Tod, Sterben und die Trauer reden

2. NIEMALS Dinge sagen wie „Gott nahm dein Tier heim“ oder dass das Tier „eingeschläfert“ wurde

-        Das Kind könnte befürchten, dass Gott es selbst, seine Eltern oder Geschwister heimnähme

-        Das Kind könnte Angst vor dem Einschlafen entwickeln.

3. Das Kind in alle Vorkommnisse miteinbeziehen.

4. Die Endgültigkeit des Todes erklären.

TRAUERN TIERE?

Obwohl es vielen Menschen unglaubwürdig erscheint, können Tiere sehr feste Bindungen miteinander bilden. Auch Tiere, die von außen betrachte kaum miteinander auskommen, zeigen bei Trennung extreme Stressreaktionen. Tatsächlich zeigen trauernde Tiere viele Symptome, die denen des Verlust tragenden Besitzers sehr ähnlich sind. Die überlebenden Tiere können ruhelos, nervös und depressiv werden. Nicht ungewöhnlich sind auch Seufzen und Schlaf- sowie Essstörungen. Trauernde Tiere werden oft nach ihren toten Kameraden suchen, und mehr Aufmerksamkeit von ihren Besitzern verlangen.

Wie kann man als Besitzer dem trauernden Tier helfen? Indem man folgende Ratschläge befolgt:

1. Man halte den Tagesablauf des überlebenden Tieres so normal wie irgend möglich.

2. Man sollte versuchen, das veränderte Verhalten nicht unbewusst zu verstärken.

-        Wenn das Tier wählerisch ist, sollte man das Futter nicht andauern wechseln. Dies würde das Tier nur noch wählerischer machen.

-        Auch sollte man es mit der Aufmerksamkeit nicht übertreiben, um keine Verlustängste zu schüren

3. Erlaube den überlebenden Tieren,die neue Reihenfolge der Dominanz zu bestimmen.

-        Speziell bei Hunden kann es zu Rangeleien und Kämpfen kommen, wenn die neue Hackordnung festgelegt wird.

4. Kein neues Tier anschaffen, um den trauernden Tieren zu helfen, es sei denn, der Besitzer ist soweit.

-        dieser Schuss wird nach hinten losgehen, es sei denn, der Besitzer ist für ein neues Tier bereit

-        Leute, die sich noch in Trauer befinden, werden keine Energie dafür aufbringen können

Sollte der Besitzer die überlebenden Tier ihren toten Kameraden sehen und beschnuppern lassen?

Es gibt keinen Beweis dafür, dass dies den überlebenden Tieren hilft, obwohl mache dies behaupten.  Normalerweise sorgt dies nur dafür, dass der Besitzer sich besser fühlt. Dennoch solle es den Tieren erlaubt sein, „Tschüss“ zu sagen, wenn der Besitzer dies für richtig hält.

HEILUNG

Die Zeit heilt alle Wunden.

Aber der trauernde Besitzer kann einiges tun, um den Heilungsprozess zu beschleunigen:

1. Gib dir Zeit zu trauern.

-        Nur DU weißt, was dein TIER dir bedeutete.

2. Schaffe deinem Tier Gedenkstätten.

-        dies macht den Verlust wirklich und hilft abzuschließen

-        es erlaubt dem Trauernden, seine Gefühle auszudrücken, Tribut zu zollen und nachzudenken.

-        es bewirkt die Unterstützung des sozialen Umfelds.

3. Verschaffe dir viel Ruhe und Bewegung – und ernähre dich ausgewogen.

4. Umgib dich mit Leuten, die deinen Verlust nachvollziehen können.

-        Lass Andere für dich sorgen.

-        nimm die Hilfe von speziellen Gruppen für Verlust tragende Tierbesitzer in Anspruch.

5. Lerne über den Prozess der Trauer alles was du kannst – dies hilft zu erkennen, dass deine Erfahrungen normal sind.

6. Akzeptiere die Gefühle, die mit der Trauer kommen.

-        rede, schreibe, singe oder male.

7. Gönne dir kleine Freuden.

8. Sei geduldig mit dir selbst.

-        Lass dir NICHT von der Gesellschaft erzählen, wie lange das Trauern dauern sollte.

9. Erlaube dir selbst, Rückfälle zu erleiden

-        Es WIRD vorbeigehen und dein Leben WIRD wieder normal werden.

-        Trauer verhält sich wie Meereswellen: zunächst kommen sie schnell und stark, aber mit der Zeit werden sie schwächer werden, und weiter voneinander getrennt

-        sei nicht überrascht wenn Feiertage, Gerüche, Geräusche oder Worte einen Rückfall auslösen

10. Scheue dich nicht, Hilfe in Anspruch zu nehmen.

-        „Pet Loss Grief Support“ Gruppen

-        Trauerberater

11. Befrage deiene eigene „höhere Macht“

-        sei sie religiös oder spirituell

Schlusswort:

Die Trauer ist wahrscheinlich das verwirrendste, frustrierendste und emotionalste Gefühl, dem ein Mensch jemals unterliegen kann; umso mehr für Tierhalter. Die Gesellschaft gibt Tierhaltern im Allgemeinen keine „Erlaubnis“, offen zu trauern. Dies führt dazu, dass sich Tierhalter oft isoliert und alleine gelassen fühlen. Glücklicherweise werden mehr und mehr Quellen verfügbar, die dem Verlust tragenden Tierbesitzer erkennen lassen, dass er NICHT alleine ist, und ihm zeigen, dass seine Gefühle völlig normal sind.

Quellen:

1.Lagoni, L., Butler, C. and Hetts, S: The Human-Animal Bond and Grief WB Saunders, Philadelphia 1994. Chapters 2 and 10.

2. Oblas-Walshaw, S: Consoling Bereaved Clients. Proceedings, 12th Annual Seminar for Veterinary Technicians, Western States Veterinary Conference, 1983

3. Malay, M: Grieving the Loss of Your Beloved Pet . Pamphlet distributed by Community Service Systems, Fairview, Pennsylvania

4. Guntzelman, J. and Riegger, M. : Supporting Clients Who are Grieving the Death of a Pet. Veterinary Medicine Jan 1993

5. Hetts,S et all: Do Animals Grieve? Loss and the Companion Animal. Perspectives Nov/Dec. 1994